Der eine darf nicht, der andere macht es einfach – das BKA und der ägyptische Foltergeheimdienst

trojaner_binaerDie Experten hatten es bereits angekündigt und behielten Recht. Das BKA muss zähneknirschend zugeben, dass die Entwicklung eines legalen Staatstrojaners, der keine unerlaubten Funktionen enthält, zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich ist.

Die Software sollte verschlüsselte E-Mails und Internet-Telefondienste wie Skype überwachen. Nachdem im Oktober 2011 bekannt wurde, dass der eingesetzte Staatstrojaner „Ozapftis“ illegale Funktionen verwendete, testete der BKA zu Beginn des Jahres einen neuen Trojaner der Firma Gamma, welcher auf den Namen „Finspy“ hörte. Diese Software wurde bereits erfolgreich durch den ägyptischen Foltergeheimdienst beim Abhören von Voice-over-IP-Gesprächen eingesetzt. Im Gegensatz zum BKA pfeift der Foltergeheimdienst sicherlich auf jeglichen Datenschutz, sofern ein solcher in Ägypten überhaupt existiert.

Es ist schön zu sehen, dass ein ursprüngliches Nischengebiet wie der Datenschutz seinen Weg an die Öffentlichkeit gefunden hat und die Bevölkerung / Medien für dieses wichtige Thema immer mehr sensibilisiert ist und sich der Staat unter dem Denkmantel der „Terrorismusbekämpfung“ nicht alles erlauben kann.

Dass dies leider immer wieder vorkommt, zeigt der Fall der sächsischen Polizei, die zu Beginn des Jahres 138.000 Handydaten bei einer Demonstration in Dresden ausgespäht hatte. Hiervon waren auch völlig unbeteiligte Personen betroffen.


Von Tobias Röttger

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4 Kommentare

  1. Tja, der Staatstrojaner- was war das damals für ein Spektakel, als die rollenden Paranoia namens Schäuble geradezu den Untergang des Abendlandes vorhersagte, falls das Ding nicht sofort legalisiert + eingesetzt würde. Wer sich an die hitzige Debatte damals schon fast nicht mehr erinnert, kann hier nachlesen.

  2. Verstehe das mit dem Ägyptischen Foltergeheimdienst nicht ganz. Geheimdienst steht doch als Synonym für Folter egal welches Land davor steht. Alleine das Wort Staatstrojaner ist derart unseriös und die ganze Sache so etwas von unnötig, das davon auszugehen ist, das mit diesem Trojaner sowieso nur jugendliche Raubkopierer ausgespäht werden können und keine kriminellen Profis.

  3. „Alleine das Wort Staatstrojaner ist derart unseriös und die ganze Sache so etwas von unnötig, das davon auszugehen ist, das mit diesem Trojaner sowieso nur jugendliche Raubkopierer ausgespäht werden können und keine kriminellen Profis.“

    Mehr ist doch gar nicht beabsichtigt….

  4. es ist richtig das sich der „normalbürger“ sensibilisiert, und „der Staat“ sich nicht mehr alles erlauben kann. (WER ist DER staat?)
    fest steht auch das politische „feinde“ nun andere kanäle der kommunikation suchen werden…es ist als ein katz und maus spiel…

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