Der ominöse Amazon-Maßnahmeplan

Viele Amazon-Händler kennen das Problem einer Konto-Deaktivierung. Amazon teilt kurz und knackig mit, dass man künftig nicht mehr bei Amazon.de verkaufen dürfe. Grund? Beispiel:….

 

da wir Beschwerden über die Echtheit Ihrer Artikel erhalten haben. Wir haben Ihnen am Ende dieser E-Mail Beispiele der betroffenen Artikel aufgeführt. Guthaben werden nicht an Sie ausgezahlt, sondern bleiben auf Ihrem Konto, während wir mit Ihnen an der Lösung dieser Angelegenheit arbeiten.

 

Fuck. Nicht gut. Was tun?

Amazon liefert die Antwort gleich mit:

 

Um erneut bei Amazon.de verkaufen zu können, senden Sie uns einen Plan mit Maßnahmen, die Sie ergriffen haben, um das Problem zu lösen und ähnliche Beschwerden in Zukunft zu vermeiden. Beschränken Sie diesen Plan nicht nur auf Probleme mit bestimmten Bestellungen.

 

Super. Wie einfach. Was will Amazon wissen?

Antwort: Alles!

Amazon drückt es so aus:

 

Geben Sie dabei bitte außerdem folgende Informationen zu jeder ASIN an:
— Innerhalb der letzten 365 Tage ausgestellte Rechnungskopien oder Kaufbelege Ihres Lieferanten. Aus diesen sollte Ihr Umsatz während dieses Zeitraums ersichtlich sein.
— Kontaktdaten Ihres Lieferanten, einschließlich Name, Telefonnummer, Adresse und Website

 

Holla, die Waldfee! Blankziehen sollen die Händler. Und sie machen es. Gezwungenermaßen. Wer nicht mitspielt fliegt raus. Dauerhaft. Null-Umsatz garantiert.

Nun hilft all das Jammern nicht. Die Spielregeln sind bekannt. Deutsche Gesetze interessieren im E-Commerce-Sektor bald keinen Händler mehr.

In der E-Commerce-Welt haben die Richtlininen und AGB der Global-Player still und leise die alten Gesetze ersetzt. Doch nicht nur das: Amazon und Co sind Legislative, Judikative und Ecxekutive in einer Gestalt. Der Traum eines jeden Diktators. Das „Schöne“ daran: Das Ganze ist legal, da freiwillig. Die Zufriedenheit des Kunden allein zählt. Wenn der ein oder andere Händler dabei unter die Räder gerät, so gehört dies zur normalen Entwicklung. Quasi eine E-Commerce-Evolution. Überleben werden nur die, die gehorchen und sich anpassen. Survival of the fittest. Ein alter Hut. Aber kommen wir nun zurück zu dem Maßnahmeplan.

Die Händler wollen wissen, was sie schreiben müssen. Die Antwort: Das was Amazon hören will. Es gibt keine Schablone. Man muss die Sprache dieser Konzerne verstehen und versuchen die Hintergründe ausfindig zu machen.

Amazon macht sehr konkrete Angaben, welche Informationen die Händler übermitteln müssen, um wieder verkaufen zu dürfen. Früher waren jahrelange Prozesse notwendig, um an die Auskünfte zu kommen, die die Händler nun „freiwillig“ machen müssen, um wieder am Spiel teilnehmen zu dürfen. Einem Spiel mit einem begrenzten Spielfeld und einem parteiischen Schiedsrichter namens Amazon. Dessen sollten sich die Händler stets bewusst sein.

Ominös ist das Vorgehen Amazons also nicht. Nein. Es ist die neue Welt, die wir uns geschaffen haben und zu der jeder seinen eigenen kleinen Teil beiträgt.

Von Karsten Gulden

Rechtsanwalt, Mediator & Konfliktberater - Leitgedanke: Achtsame Kommunikation ist der Bund menschlichen Daseins

Ein Kommentar

  1. Ich kann mir schon vorstellen, dass einige Amazon-Händler im Internet nur auf Amazon setzen und alles davon abhängt. Wenn diese dann eine E-Mail erhalten und plötzlich nicht mehr verkaufen können wird es ernst. Gleiches gilt übrigens für Amazon-Käufer. Im Internet ließt man immer wieder, dass diese ausgeschlossen werden (z.B. weil sie öfter mal Artikel retourniert/reklamiert haben).

    Es stimmt: Jeder trägt seinen eigenen kleinen Teil bei. Doch was tun?

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