Macht man sich frei von Emotionalitäten und Religionen, dann ist die Entscheidung des LG Stuttgart genauso unspektakulär wie auch richtig. Erhat Toka bezeichnete Nuhr als Hassprediger. Diese Aussage enthält tatsächliche Behauptungen und findet sich sogar im Duden wider. Ein Hassprediger ist demnach eine Person, die in ihrer Funktion als Prediger Hass predigt. Passt nicht so ganz. Nuhr ist ja nur Comedian, kein Prediger im klassischen Sinne. Also eine unzulässige, falsche Tatsachenbehauptung? Nein, weit gefehlt. Wir haben es hier mit einer Meinungsäußerung zu tun. Toka bezeichnet Nuhr ja nicht zusammenhanglos als Hassprediger, sondern im Rahmen der geistigen Auseinandersetzung der beiden Streithähne, die nun schon seit einiger Zeit andauert. Toka hält Nuhr für einen solchen Hassprediger, aufgrund der Inhalte, die Nuhr von sich gibt. Es geht also um das klassische Dafürhalten. Den Meinungskampf. Eine Meinungsäußerung der guten alten Schule. Nicht mehr.
Hassprediger – nu(h)r richtig so

Dieter Nuhr?
Man wüsste wissen, wofür er sich selbst hält. Nach außen stellt er so eine Art Anti-Kabarettist dar, der seine Gags da aufsammelt, wo die Großen der Zunft eher die Nase rümpfen. Nuhr ist nicht der Hofnarr, über dessen gelungene Scherze sich die kleinen Leute freuen, weil er ihren Unmut artikuliert. Nuhr ist eher ein Sturmgeschütz der Political Correctness, das seine Munition aus dem Schwarz-Weiß der Unternehmerstammtische bezieht und stets dahin zielt, wo sich die Gesellschaft am besten spalten lässt. Kein Wunder, dass er immer wieder ausersehen wird, die die öffentlich-rechtliche Vermarktung der Verleihung von Kleinkunstpreisen zu moderieren und dabei in Gehabe und Spaßverständnis dem Sitzungspräsidenten des Mainzer Carnevals nicht unähnlich wirkt. Lachen mit Nuhr gelingt am besten vermutlich jenen, die ihr Vorwissen aus der BILD beziehen und aus Nuhrs Gags die intellektuelle Befriedigung der Bestätigung ihrer Weltanschauung beziehen.