Ich habe Angst vor Dir

Realität bedeutet aber nicht authentischer. Im Gegenteil, ich behaupte

 

„im Netz sind wir authentischer“

 

Ob totale Authentizität immer wünschenswert ist, wage ich zu bezweifeln. Das Online-Ich spiegelt in vielen Fällen unser wahres,  ungefiltertes Ich wieder, frei von jeglichen Schranken. In der sogenannten Realität verstellen wir uns tagtäglich. Wenn man beobachtet, wie das Benehmen im Netz immer mehr verroht, auf ethische Konventionen geschissen wird, kann man doch froh sein, dass in der „realen“ Realität größtenteils noch ethische Standards beachtet werden. Im Netz wird der liebe Normalo plötzlich zum Berserker.

 

„Es ist Blödsinn zu glauben, dass die „reale“ Realität echter ist als die „digitale“ Realität.“

 

Die digitale Realität holt uns immer mehr ein. Digitale Welt und Realität vermischen sich zusehends. Der größte Meilenstein in dieser Entwicklung ist neben der Schaffung des WorldWideWeb das Smartphone, das Herzstück unseres digitalen Lebens. Internet der Dinge, Vernetzung in Fahrzeugen, Gadgets wie Fitnessbänder und SmartWatches – wir und unser Leben sind fast immer Online.

 

Unsere Gedanken sind frei, aber müssen wir auf Teufel komm raus im Internet ungefiltert unseren seelischen Müll über Andere ausgießen? Wenn die  digitale Welt immer mehr Einfluss auf unsere Realität nimmt hoffe ich, dass sich im Gegenzug auch die ethischen Konventionen des „realen“ Lebens im „digitalen“ Leben verbreiten. Auch wenn der starke Anstieg von bewussten Falsch-Bewertungen, Hass-Postings, Cyber-Mobbing-Attacken, etc. dieser Hoffnung keine Nahrung gibt.

Von Tobias Röttger

Blogger, YouTuber, Rechtsanwalt und Gesellschafter von gulden röttger | rechtsanwälte. Meine Steckenpferde sind das Geistige Eigentum, Social Media, Persönlichkeitsrechte, Internet und Musik.