Viele trauen den Piraten politisch nicht viel zu und sind der Ansicht, dass die neue Partei mehr aus Protest als aus Vertrauen in ihre politische Kompetenz gewählt wurde. Ich persönlich habe zu den Seeräubern auch ein zwiespältiges Verhältnis. Viele gute Ansätze, aber es zum Regieren bzw. Mitregieren ausreicht, wage ich derzeit noch zu bezweifeln. Nun sind die Piraten etwas konkreter geworden, was eine Modernisierung des Urheberrechts angeht. Mit einem zehn-Punkte-Katalog zur Neugestaltung des Urheberrechtes hat die Piratenpartei nun konkrete Vorschläge zu dessen Modernisierung und Liberalisierung gemacht.
Gegen Abzocke durch Rechteverwerter
Ausgebremst werden sollen mit einem neuen Urheberrecht nach Vorstellung der Piraten offensichtlich vor allem die Rechteverwerter, die sich nach Ansicht der Partei mehr oder weniger auf Kosten sowohl der Urheber als auch der Konsumenten bereichern. Die Rechte der beiden Letzteren hingegen sollen gestärkt und vor allem auch der Bildungssektor von unverschämten Kosten für die Nutzung von Medien entlastet werden: Sämtliche Abgaben für Mediennutzung, die über die Anschaffungskosten hinausgehen, sollen für öffentliche Bildungseinrichtungen entfallen. Ebenfalls der Bildung zugutekommt die Forderung, dass Bibliotheken ihren Bestand digitalisieren dürfen sollen, um dessen Verfügbarkeit zu Bildungszwecken zu gewährleisten.
Unter anderem befasst sich der vorgelegte Katalog auch mit dem Abmahn(un)wesen: Die derzeitige Praxis der Abmahnung von Privatpersonen müsse beendet und die Störerhaftung für offene WLANs abgeschafft werden. Ferner seien das Recht auf Privatkopien gesetzlich festzuschreiben, Kopierschutzmechanismen zu verbieten und das digitale Rechtemanagement (DRM) abzuschaffen. Auch die verstärkte Nutzung und Weiterentwicklung von neuartigen Geschäftsmodellen wird gefordert.
Für die Urheber
Nach Ansicht der Piratenpartei nutzt die bisherige Regelung, dass das Urheberrecht noch 70 Jahre nach dem Tod eines Autors besteht, vor allem den Rechteverwertern. Daher soll diese Frist auf 10 Jahre verkürzt werden. An Rechteverwerter vergebene Rechte sollen schneller an die Urheber zurückfallen, wenn sie nicht ausgeübt werden. Außerdem wollen die Piraten die Geltungsdauer der Übertragung ausschließlicher Nutzungsrechte auf 25 Jahre beschränken.
Ebenfalls gestärkt werden sollen neue Finanzierungsmodelle für Kunstwerke wie Crowdfunding und Crowdinvesting. Insgesamt wollen die Piraten mit ihren Vorschlägen das Urheberrecht den Gegebenheiten der modernen Informationsgesellschaft anpassen und betonen, dass sie dabei keineswegs den Künstlern ans Portemonnaie wollten, sondern, im Gegenteil, auch deren Rechte gegenüber der Medienindustrie gestärkt werden sollen.
Mal gespannt, ob die Künstler, denen diese Änderungen angeblich zugutekommen sollen, dies auch so sehen.
Mille, der Mastermind einer der bekanntesten deutschen Metal-Bands Kreator, hat so seine eigene Ansicht zu den Piraten. „Irgendwelche Nerds, die keine Ahnung von Politik haben und ultraprovokant sind. Ich finde die völlig indiskutabel…“ (Quelle Rock Hard 06/2012).
Da liegt noch ein langer Weg vor den Piraten, auch die Künstler in ihr Boot zu holen.
Auch die Grünen haben mal so angefangen.
Und gut 20 Jahre nach Gründung waren die Grünen an einer Regierung beteiligt.