Mediation – Vom Verächter zum Verfechter

Mit Mediationen konnte ich nichts anfangen. Wie so viele, die hierüber berichten und das Verfahren nicht kennen. Doch das änderte sich.

„Mediation? Das ist doch was für Weicheier!“

so meine Annahme, als ich zum ersten Mal davon hörte. Wissen hatte ich keins über das Verfahren. Das Nichtwissen reichte jedoch aus, die Mediation zu verachten.

Inspiriert zu der falschen Annahme wurde ich zudem durch die anfänglich weiblich geprägten Internetauftritte nunmehr geschätzter Kolleginnen aus den Anfängen der Mediation. Damit konnte ich vor 10, 15 Jahren nichts anfangen. Zu unsachlich erschien mir das Thema. Zu fremd.

„Wenn zwei sich streiten, hilft der Anwalt, notfalls mit Zwangsmitteln.“

Davon war ich überzeugt.

„Wenn zwei sich streiten, helfen keine Kerzen. Dafür gibt es unsere knallharten Gesetze!“

so meine damaligen Ansichten.

Im Laufe der Jahre wurde ich eines Besseren belehrt. Der Digitalisierung sei u.a. Dank. Mehr und mehr komme ich zu der gegenteiligen Auffassung und stelle fest, dass die Mediation ein smartes Verfahren ist, das mir zukunftsfähiger erscheint als jedes juristische Mittel. Es ist auch nicht weniger mannhaft, als etwa die Durchführung eines Klageverfahrens.

Es braucht nicht viel, um eine erfolgreiche Mediation durchzuführen. Mit nicht viel meine ich: Man braucht nicht viel drumherum. Keine tollen Büros, keine archaischen Aktenkoffer, keine Perücken. Man braucht jedoch einen Mediator, der überzeugt ist von dem Verfahren, von der Sache, vom Konsens. Vom Gedanken, dass eine Lösung aus der Erkenntnis heraus erfolgt. Nachhaltig. Zukunftsorientiert. Ich trage die Überzeugung in mir, dass eine Konfliktlösung zwischen zwei Parteien allen Menschen gut tut. Auch den Menschen, die vermeintlich nichts mit dem Streit zu tun haben. Ich glaube daran, dass der Beitrag zu einer Konfliktlösung ein Mosaikstein für eine bessere Welt ist. Hierfür stehe ich morgens auf und bringe meine Energie ein. Mein Leitgedanke ist nicht das Kapital, sondern die Lebenszeit, die ich gedenke, sinnvoll einzusetzen. Das Gefühl, das Richtige zu tun, wird mir zuteil, wenn alle Beteiligten dankbar sind, dass eine gemeinsame LÖSUNG gefunden wurde. Kein Beharren mehr auf Positionen. Es geht um mehr. In diesen Momenten spüre ich, das Richtige zu tun. Dafür bin ich dankbar. Aus diesen Gründen bin ich mittlerweile Mediator und biete eigene Mediationen an.

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Von Karsten Gulden

Rechtsanwalt, Mediator & Konfliktberater - Leitgedanke: Achtsame Kommunikation ist der Bund menschlichen Daseins