Die Piraten in Niedersachsen machen ihrem Namen alle Ehre. In einer neu eingeläuteten Werbekampagne der Partei, „kapern“ sie alteingesessene Werbemotive und Slogans etablierter Marken und interpretieren sie neu. Auf der Internetseite ideenkopierer.de bekennen sich die Werbepiraten ganz offen dazu.
„Unsere Ideen entwickeln wir aus unseren Idealen, statt uns an eine Ideologie zu klammern. Darum nehmen wir auch gerne und bewusst die guten Ideen von anderen auf. Und wir verbessern sie. Ja, wir sind Ideenkopierer.“
Die Piraten bedienen sich der Bildsprache und interpretieren Werbeslogans neu. Man könnte sich fragen, ob damit die angesprochene Verbesserung der Ideen gemeint ist. Den Betrachter lassen sie jedenfalls bewusst die verfremdete Marke ohne Mühe erkennen. So ist auf einem Milka-Lila gefärbten Plakat zu lesen: „Die zarteste Versuchung, seit es Parteien gibt“. Oder in Orange auf Blau der Slogan: „WÄHLEN IST GEIL“.
Auf der Seite der Piraten heißt es weiter:
„Vertrau keinem Plakat, informiere dich.
„Wahlwerbung ist auch nur ganz normale Werbung. Es werden keine Inhalte
vermittelt, politische Aussagen werden auf eingängige Slogans
reduziert. Also machen wir Piraten diesmal auch Werbung. Wir werben
für das Nachdenken über Politik und das Hinterfragen der Werbeslogans.“
Diese nach außen kommunizierte Aussage erscheint auf den ersten Blick gewagt, progressiv und auf eine kindlichen Art und Weise viel zu ehrlich für das knallharte Politikgeschäft. Auf den zweiten Blick erscheint sie aber gut durchdacht, genial aber auch scheinheilig. Zwar ist das Motiv, eine positive Entwicklung auf die Wahlbeteiligung zu bewirken aller Ehren wert und hoch anzurechnen. Ganz unbeachtlich ist die Werbung für die Partei an sich aber natürlich auch nicht. Wer dabei denkt, es gehe ihnen ausschließlich um die Wahl, scheint sehr gutgläubig zu sein.
Mit der starken Anlehnung an die verwendeten Marken bewegen sich die Piraten an der Grenze der Markenrechtsverletzung. Mit der offensichtlichen Anlehnung an allgemein bekannte Motive und Slogans spielen sie natürlich bewusst mit dem Image etablierter Marken und sonnen sich in der Nachwirkung vergangener Markenwerbung. Jeder Betrachter bringt mit der „verbesserten“ Version gedanklich die entfremdete Marke in Verbindung. Ob Abmahnungen der betroffenen Marken rausgeschickt werden bleibt abzuwarten. Die Markeninhaber könnten als Spaßverderber dastehen, wenn sie gegen die Plakataktion vorgehen.
Der Rückzug in die charmante Unwissenheit dürfte jedenfalls nicht mehr möglich sein. Pirat Udo Vetter ist ja bekanntlich an Bord.