Auch bei uns googeln Personalchefs die Namen von Bewerbern. Dass man sich mit unguten Statements im Netz daher um die Chance auf einen Job bringen kann, ist klar. Neuerdings heißt es aber, dass in den USA Bewerber bei manchen Unternehmen chancenlos sind, wenn sie gar kein Profil im Netz stehen haben. Solche Menschen, so glauben offenbar manche Personaler seien kontaktgestört und/oder hätten etwas zu verbergen. Recht gibt ihnen dabei – zumindest scheinbar – die Tatsache, dass auch der Batman-Attentäter von Denver ein Facebook-Verweigerer ist.
Moderates Online-Engagement ist positiv zu sehen…
Laut dem Hannoveraner Psychologen Christoph Möller suchen zwar 70 bis 80 Prozent der deutschen Personaler nach Profilen und Aussagen von Bewerbern im Netz, aber eine Abstinenz von Facebook, Twitter und Co. sollte sich bei uns in der Regel noch nicht nachteilig auf die Jobchancen auswirken. Grundsätzlich sieht Möller es aber auch positiv, wenn Menschen ihre persönlichen Kontakte auch im Internet haben – soweit das reale Leben darunter nicht leidet.
… aber Abstinenz keineswegs negativ
Übertreibt man das Kommunizieren im Netz jedoch, ist Möller überzeugt, kann das zur Sucht und psychischen Problemen führen. Dass aber umgekehrt totale Abstinenz vom Netz etwa ebenfalls schädlich sei, das glaubt er auf keinen Fall.
Trotzdem ist Vorsicht angebracht
Auf jeden Fall sollte man sich, wenn man auf seinen virtuellen Ruf angewiesen ist, auch in Deutschland genau überlegen, was man unter seinem realen Namen im Netz von sich gibt. Rebellische Geister können sich ja neben einem stubenreinen Realnamen-Profil auch nach alter Internet-Tradition eines unter einem Pseudonym anlegen, welches den Aussagen gewidmet ist, mit denen man bei konventionell eingestellten Menschen anecken würde.
Woher heisst „es“ denn, dass bei fehlendem Facebook-Profil Chancenlosigkeit bei der Bewerbung bestehen soll – Quellen? Klingt mir nach einer Firma, die wertlose Facebook-Aktien gekauft hat und diese jetzt durch Zwangsmitgliedschaften aufmöbeln wollte.
Sowas ist mir auch mal passiert, als ich bei einem der Bank of Scotland zugehörigen Versicherungsunternehmen gearbeitet habe, da musste ich mein Gehalt auf ein der Bank of Scotland zugehöriges Kreditinstitut überweisen lassen.
Aber Zwang zur öffentlichen Datenpreisgabe? Gläserner Bürger? Natürlich hätten das alle Unternehmen am Liebsten, und der Staat sowieso…