Wie Promis mit ihrem Privatleben in den Socials umgehen sollten

Hach, was die Welt doch früher so schön einfach. Es gab das Fernsehen, ein paar Zeitungen und hinzu das Radio. Wer im Fernsehen zu sehen war, hatte es vermeintlich geschafft. Darauf konnte man sich ein Stück weit ausruhen, als sogenannter Prominenter. Heute sieht das ein klein wenig anders aus. Es reicht nicht mehr, im Fernsehen gesehen zu werden. Das alte Medium verliert immer mehr Zuschauer und damit auch an Werbewert. Geht die TV-Kamera aus, muss der Promi erst richtig Gas geben. Nicht im TV. Guckt ja kaum noch jemand. Ab in die Socials. Instagram, Snapchat und Facebook sind heute die Türöffner zum neuen Publikum. Hier muss sich der Promi öffnen – denn der Mensch ist besonders in den Socials voyeuristisch veranlagt. Man will sehen, wie das Privatleben des Prominenten ausschaut. Die Bühnenshow hat man bereits gesehen.

Die Promis können dieses öffentliche Interesse bedienen helfen, ohne dabei ihr Recht auf Privatsphäre zu verlieren. Es kommt aber auf die Dosierung an. Wer komplett blank zieht, darf sich später nicht beschweren, wenn die Medien auch darüber berichten.

Promis sollten sich daher gezielt öffnen, ohne sich dadurch angreifbar zu machen. Schwierig. Aber das geht.

Promis sollten sich daher nicht einreden lassen, dass sie rein gar nichts in den Socials verloren hätten. Das wäre weltfremd und eine steinzeitliche Ansicht.

Die sogenannte Selbstbegebung befindet sich im Wandel. Hieß es früher noch: „Selbst schuld, wenn du über dein Privatleben sprichst“, so muss man heute sehen, dass das Stattfinden in den Socials zum Normalzustand geworden ist – zum täglich Butter und Brot. Wer die Socials nicht nutzt wird das schwerlich nachvollziehen können. Das Leben findet (auch) dort statt. Dies darf nicht ignoriert werden.

Es wäre meines Erachtens daher auch verfehlt anzunehmen, dass Facebook und Co. die Privatsphäre der Menschen bedrohen. Es sind die Menschen selbst, die ihren Verstand einsetzen müssen. Das jedoch nur am Rande.

Ergo:

Promis müssen als eigene Gattung gesehen werden. Sie MÜSSEN in den Socials stattfinden – mit den richtigen Themen – sonst finden sie nicht statt. Dazu gehört auch die Preisgabe privater Dinge, maßvoll und zielgerichtet. Kinderbilder sind dabei ein Tabu – zu groß ist die Missbrauchsgefahr. Ein Bild des Hauses, des Lieblingsessens, des Hundes – ja, das geht!

Und dann muss man sehen, was die Medien hieraus machen. Man darf ihnen eben nicht das Futter zum Fraß vorwerfen: Bilder von Trauerfällen der Familie, der eigenen Krankheit oder Sexualität haben in den Socials – haben nirgendwo – eine legitime Öffentlichkeit.

Daher mein Tipp:

Privatheit in den Socials ja, aber bitte maßvoll.

 

 

Von Karsten Gulden

Rechtsanwalt, Mediator & Konfliktberater - Leitgedanke: Achtsame Kommunikation ist der Bund menschlichen Daseins